Die tanzenden Wölfe-Fans

Bis zu dreimal eine Minute Auszeit pro Halbzeit und Mannschaft, kurze Pause zwischen dem ersten und dem zweiten und dem dritten und dem vierten Viertel. Da kommen sie ins Spiel. Basketball ist auch in Deutschland heute undenkbar ohne die Auftritte der Danceteams, der Cheerleader. Eine knappe Minute Tanz in schicken Kostümen zu rockigen oder poppigen Rhythmen. In Weißenfels begann die Geschichte der Cheerleader, des heutigen MBC Danceteams, vor mehr als 20 Jahren. Beinahe zufällig, wie sich Heike Lattermann, Inhaberin des gleichnamigen Tanzstudios und Konstante in der Entwicklung der Tanztruppe, erinnert.

Das MBC Danceteam in Aktion. Foto: Simon-Werbung

„Das begann noch in der Weißenfelser Westhalle, als ich vom damaligen Geschäftsführer des SSV Einheit Jürgen Lucas gefragt wurde, ob wir nicht bei Basketballspielen tanzen würden“, erzählt Heike Lattermann. Sie habe sich damals erst einmal sachkundig machen müssen, was das bedeutet, was man dafür braucht, wo man zum Beispiel die unerlässlichen Pompons, die puscheligen Tanzwedel herbekommt, die man heute fast nach Belieben bei diversen Internetanbietern bestellen kann. „Jedenfalls habe ich das damals mit Mitgliedern meines Tanzstudios ins Leben gerufen“, sagt die Tanzlehrerin und Choreografin. Zuerst gab es nur ab und an die Auftritte, aber nach kurzer Zeit waren die Cheerleader regelmäßiger Bestandteil der Basketballspiele in Weißenfels, vor allem seitdem erstklassig gespielt wurde.

Wer heute mittanzt, hat fast in allen Fällen eine lange tänzerische Ausbildung im Studio Lattermann bekommen. So wie Annica Sonderhoff. Die Schülerin, die im nächsten Jahr ihr Abitur an den Berufsbildenden Schulen Weißenfels machen will, kam als Vierjährige zum Tanzen. „Und seit ich mit acht Jahren zum ersten Mal beim Basketball war, bin ich nicht nur Fan des MBC, sondern wollte auch unbedingt ins Danceteam“, erzählt die heute 18-Jährige. Für die derzeit zehn jungen Damen, die zwischen 17 und 21 Jahren alt sind, ist neben dem Spaß am Cheerleading die Unterstützung der Wölfe die Hauptmotivation, im Danceteam mitzumachen. „Sonst funktioniert das auch nicht“, sagt Heike Lattermann. Denn das Tanzen in den Spielpausen machen alle ehrenamtlich, freiwillig, aus Spaß. Bereitschaft zu regelmäßigen Proben, Ausstrahlung, Körperspannung, tänzerische Erfahrung, Selbstbewusstsein und schließlich Fan des MBC zu sein, nennt Heike Lattermann denn auch als wichtigste Eigenschaften, um im Danceteam mitmachen zu können.

Neben Annica Sonderhoff sind es aktuell Selina Busch, Anna-Lena Heinrich, Jennifer-Ann Kossmann, Susan Lampert, Juliane Lippold, Fransiska Ritz, Sophie Scharf, Yasmin Winke und Julia Zeng, die in den Pausen der MBC-Spiele auflaufen. Sind sie nicht auf dem Parkett und müssen sich nicht gerade so drei bis viermal pro Spiel umziehen, stehen sie hinter den Banden und feuern mit Klatschen und Rufen die Mannschaft an.

Bis zu zehn Jahre sind die einzelnen Mitglieder dabei. Das bedingt schließlich auch immer mal Umbrüche im Team. Einen solchen gab es nach der vorangegangenen Saison. „Vier Mitglieder haben uns verlassen, vier neue wurden integriert“, erzählt Annica Sonderhoff, die mit 16 Jahren im Danceteam anfing und heute schon zu den erfahreneren Tänzerinnen zählt. Nach solchen Veränderungen braucht es ein wenig Zeit, ehe alles wieder gut klappt. „Am Saisonbeginn hat man uns das sicher auch angemerkt, aber inzwischen haben wir uns gut zusammengefunden“, meint Annica Sonderhoff. Schließlich müssen die jungen Damen mit einmal Training pro Woche plus Auftritt, der mit den letzten Proben schon zwei Stunden vor Spielstart beginnt, zurechtkommen. Mehr Zeit bleibt nicht angesichts von Beruf, Schule, Studium, Ausbildung. „Dennoch schaue ich kritisch darauf, was die Mädels machen“, sagt Heike Lattermann. Gerade wenn neue Tänze einstudiert wurden, ausgesucht und choreografiert von der Tanzlehrerin, ist sie auch in der Stadthalle dabei, um das Team zu beobachte und um zu korrigieren oder Ansatzpunkte fürs nächste Training zu finden. „Das meiste müssen sie aber selbst bewältigen“, sagt sie. Dazu gehören auch Übungen zu Hause einschließlich „Kopftraining“, wie es Heike Lattermann nennt, damit sie sich jeder Schritt, jede Arm-, Bein- und Körperbewegung einprägen.

Wenn man die hübschen jungen Mädel heute auf dem Parkett der Stadthalle sieht, kann man sich zwar durchaus vorstellen, dass Cheerleading eine 120-jährige Geschichte hat, aber nicht, dass die ersten Cheerleader Männer waren, die in den USA ihre Footballteams anfeuerten und gleichzeitig das Publikum animierten.  Also eher vergleichbar den heutigen Fanclubs und – zum Glück – weniger ähnlich dem Danceteam. Mit dem kann man übrigens in den sozialen Netzwerken in Kontakt treten. Auf ihrer Facebookseite unter www.facebook.com/mbc.danceteam informieren sie auch regelmäßig über ihre Aktivitäten.