Academy-Idee zahlt sich aus

„Wenn wir es schaffen, jedes Jahr einen Spieler in die Mitteldeutsche Basketball Academy (MBA) zu bringen, dann wäre das für uns ein großer Erfolg“, sagt Thomas Schaarschmidt, Vorsitzender des BC Anhalt in Dessau. Seit drei, vier Jahren wird in dem Basketballclub im Nachwuchsbereich Leistungssport betrieben. Mit der Gründung der Academy in diesem Jahr eröffnet sich die Möglichkeit für Dessauer Jungs, mit den MBC Jungwölfen oder den MBC Junior Sixers als Teams der MBA gegen die besten deutschen Mannschaften der Altersklassen U 16 und U 19 zu spielen und trotzdem ihrem Heimatverein treu bleiben zu können. Die ersten beiden, die den Sprung aus Dessau geschafft haben, sind Casparus von Keitz und John-Patrick Hantschel, die in der Jugend Basketball Bundesliga (JBBL) auflaufen.

Casparus von Keitz (l.) und John-Patrick Hantschel haben den Sprung in die JBBL geschafft. Foto: Birger Zentner

Als gemeinsames Projekt des Basketballverbandes Sachsen-Anhalt (BVSA) und des Mitteldeutschen Basketball Clubs ist die MBA entstanden, mittlerweile hat sie mehrere Standorte in Mitteldeutschland. Einer davon ist Dessau. In den vergangenen Jahren hat der BC Anhalt es geschafft, Mannschaften für die Mitteldeutsche Liga in den Altersklassen U 12 und U 14 zu formieren. „Waren die Jungs aber aus den Altersklassen herausgewachsen und waren gut, gab es für sie nur die Möglichkeit, in Dessau in den Herrenmannschaften zu spielen oder den Club zu wechseln“, sagt Schaarschmidt, der auch Vorsitzender des BVSA ist. Mit der MBA würden sich nun völlig neue Perspektiven eröffnen. Bei den jungen Spielern kommt das an. Casparus und John-Patrick haben im Sommer dieses Jahres bei Try-outs der MBA überzeugt und spielen jetzt bei den MBC Jungwölfen in der JBBL unter den Fittichen von Cheftrainer Pit Lüschper. Diesen Weg zu gehen, ist für die Jungs und ihre Familien eine Herausforderung. „Sie nehme sie aber an, weil es von Anfang an bei uns im Verein keine Vorbehalte gegen das neue Projekt gegeben hat“, erklärt Schaarschmidt.

So sind die Eltern von Casparus viel unterwegs, um ihren Sohn zum Training unter anderem nach Weißenfels zu bringen oder zu den Spielen nach Berlin, Hannover oder Braunschweig. Auch John-Patricks Eltern nehmen das auf sich, wobei sich die Familien gegenseitig helfen. Für den Neuntklässler John-Patrick, der in Dessaus zu Hause ist, hat sich ebenso für den Achtklässler Casparus aus Gräfenhainichen ein Traum erfüllt. „Ich bin sehr glücklich, dass ich in der JBBL spielen kann, auch wenn dort alles viel härter und schneller ist, als ich es bis dahin gewohnt war“, sagt John-Patrick. Casparus sieht das ebenso, auch wenn die Jungs mittlerweile fast nur noch zwischen Klassenzimmer und Basketballparkett pendeln. Mehrmals in der Woche wird trainiert, am Wochenende um Punkte gespielt. Beide Jungs sind neben dem Einsatz in der JBBL auch für Dessau im Herrenbereich aktiv. John-Patrick gehört zum Kader der Dessauer Oberligamannschaft, Casparus ist bei der Bezirksligamannschaft dabei, beide zusammen treten auch noch in der Landesliga U 16 für Dessau an.

Hauptaugenmerk liegt für beide jedoch auf der JBBL. Beide waren gerade am Wochenende wieder in Braunschweig dabei und haben zum Auftakt der Relegationsrunde zum Sieg der Jungwölfe beigetragen. Wenn sie zum Beispiel dienstagabends nach dem Schultag in Weißenfels trainieren, sind sie kaum vor 22 Uhr wieder zu Hause. Beide haben das Angebot der MBA aber als Chance begriffen und wollen sie auch nicht aus der Hand geben, sagen sie übereinstimmend.

Trotz der beiden erfolgreichen Aufnahmen in die MBA hat der BC Anhalt nicht nur darauf den Fokus. Wie Schaarschmidt sagt, kooperiere der Club auch direkt mit den Sixers in Sandersdorf in der Altersklasse U 14. Zudem hat in dieser Saison ein Mädchenteam das Training aufgenommen, „das wir im nächsten Spieljahr auch an den Punktspielstart bringen wollen“, sagt der Club-Vorsitzende. Der BC Anhalt har derzeit rund 100 Mitglieder, wovon zwei Drittel zum Nachwuchsbereich gehören.

Der bisherige Saisonverlauf habe gezeigt, dass sich die Idee der MBA, jungen Basketballspielern Entwicklungsmöglichkeiten im Leistungssportbereich zu geben, bereits auszahle, sagt Academy-Leiter Alexander Rolle. Denn das Projekt wurde nicht nur in Dessau-Roßlau, sondern auch anderenorts angenommen. Das zeigt sich darin, dass derzeit an den Mannschaften in der JBBL und der NBBL weitere MBA-Standorte in Mitteldeutschland beteiligt sind. So kommen die Spieler ebenso vom MBC und vom SSV Einheit Weißenfels, vom SSV und BBC Halle sowie den Sixers Sandersdorf in Sachsen-Anhalt, aber auch vom USC Leipzig, SV Automation Leipzig und vom BBV Wurzen in Sachsen.